Bécsi Napló mit dem Gábor Bethlen-Preis ausgezeichnet

Bécsi Napló mit dem Gábor Bethlen-Preis ausgezeichnet

Laudatio bei der Verleihung der Auszeichnung


Bécsi Napló (Wiener Tagebuch, Diarium) ist das systemübergreifende ungarische Erbe Ernő Deáks und seiner Mitarbeiter. Im Jahrzehnt nach dem Systemwechsel sind die ausgezeichneten Foren der ungarischen Emigration – Irodalmi Újság (Literaturzeitung), Új Látóhatár (Neuer Horizont), Nemzetőr (Nationalgarde), Szabad Európa Rádió (Radio Freies Europa) und andere – der Reihe nach verschieden. Bécsi Napló blieb gleichsam allein auf den Beinen unter den westeuropäischen ungarischen Medien. Seine Bedeutung wuchs mit dem Leserkreis, sein Blick schweifte über einen breiteren Horizont. Darauf hatte Ernő Deák einen entscheidenden Einfluss. Die aus dem MVSZ (Magyarok Világszövetsége / Weltverband der Ungarn) ausgetretenen europäischen Landesorganisationen wählten ihn zum Präsidenten des neuen Dachverbandes NyEOMSzSz (Nyugat-Európai Országos Magyar Szervezetek Szövetsége / Bund Ungarischer Landesverbände in Westeuropa). Dieses Bündnis betrachtet Bécsi Napló als sein Forum, die Zeitung wird in ganz Europa samt dem Karpatenbecken und auch in Übersee gelesen.


Bécsi Napló wurde 2004 mit dem Preis Magyar Örökség (Ungarisches Erbe) ausgezeichnet für seine ein Vierteljahrhundert währende Tätigkeit zur Bewahrung der westlichen ungarischen Diaspora, seine Geisteshaltung, seinen Dienst an der Sache. Wir dürfen den 40. Jahrestag der Gründung von Bécsi Napló als Wunder erleben, es gibt keine Parallele in der ungarischen Welt. Die zweimonatlich auf zwölf Seiten in 2500 Exemplaren erscheinende Zeitung dient den Interessen des universellen Ungartums im europäischen Geist.


In der Zusammensetzung der mit vierzigjähriger Erfahrung tätigen Redaktion und des Redaktionsausschusses widerspiegelt sich die wertschätzende Buntheit. Alle Personen erfüllen ihre Aufgaben ohne materielle Abgeltung, ehrenamtlich. Die Mitarbeiter berichten regelmäßig nicht nur aus Österreich und Ungarn, sondern auch aus Rumänien, Serbien, der Slowakei und Transkarpatien sowie ebenso aus Westeuropa und Übersee. Bécsi Napló ist heute die einzige ungarisch-sprachige gedruckte kulturelle Publikumszeitschrift der Diaspora im Karpatenbecken und in Westeuropa.

Dank dafür, dass ich seit einem Vierteljahrhundert zu euren Autoren gehören darf.


„Bécsi Napló ist zum gereiften Erwachsenen geworden“ („Érett felnőttkorba lépett a Bécsi Napló“) lautete der Titel einer Würdigung zum vierzigjährigen Erscheinen des Blattes durch Miklós Duray. „Bécsi Napló ist kein Blatt, das Nationalität, also Ideologie repräsentiert, sondern eine Zeitung, die Geisteshaltung, also Denkweise realisiert. Sprechen wir es gleichzeitig aus: Es ist das einzige auf Ungarisch erscheinende Presseprodukt, das die gesamte Nation anspricht, ungeachtet der Parteizugehörigkeit“, schreibt Miklós Duray, der Gábor Bethlen-Preisträger.


Bei der Vorstellung von Ernő Deáks autobiographischem Buch hieß es: „...Unsere Stärke war, dass es zwischen uns Liebe und Zusammenhalt gab, dass Neid und Missgunst bei uns nicht verfingen. Wir wussten, dass dies der einzige Weg Richtung Zukunft war: sich nicht anzudienen, sich nicht hier wie da anzupassen, sich auch nicht zu assimilieren, sondern bei Bewahrung unseres Ungartums in die österreichische Gesellschaft integriert zu leben. Ohne Gemeinschaft gibt es kein Ungartum, aber jede Gemeinschaft ist nur dann lebensfähig, wenn sie Kontakt zur anderen Gemeinschaft findet. Wir bekennen uns auch dazu, dass dem ungarischen Gemeinschaftsgeist schadet, wer die Gegensätze schürt. Wir müssen suchen, wo jene Fakten sind, die uns verbinden, zusammenhalten, die für uns alle gelten. Ungarn und auch Österreich müssen ungarische Menschen sehen, die imstande sind, Kleinlichkeit, Eifersucht und Neid zu überwinden, die sich die gemeinsamen Interessen vor Augen halten.“


Laudator: Dr. István Bakos, Kurator der Gábor Bethlen-Stiftung