Das Pressburger Michaelertor und die Zeitkapsel
Wer die slowakische Hauptstadt Bratislava (Pressburg) besucht, lässt wohl kaum die Besichtigung eines der berühmtesten Gebäude aus, des Michaelertores. Das ursprünglich im gotischen Baustil errichtete Tor wurde bereit 1379 in der städtischen Steuerliste unter diesem Namen erwähnt. Es ist das einzige erhaltene der ehemals vier Burgtore. Es hatte immer hervorgehobene Bedeutung, war doch in seinem oberen Trakt die Stadtwache untergebracht, die bei Bränden oder Angriffen fremder Truppen die Bevölkerung mit Hornblasen warnte. Die Wachleute waren auch für die Turmuhr zuständig, von der aus bis 1919 das Neue Jahr ausgerufen wurde.
Auf dem 51 Meter hohen Turm des Bauwerks thront die Statue des Erzengels Michael mit dem besiegten Drachen – ein 1758 entstandenes Werk des Kupferkünstlers Péter Eller. Bei der Restaurierung im Vorjahr wurde im Kopf des Erzengels eine Zeitkapsel entdeckt, die inmitten großen Aufsehens geöffnet wurde. Es stellte sich heraus, dass die ziegelförmige, mit Patina überzogene Kapsel bei der letzten Restaurierung 1845 plaziert worden war. Sie enthielt zeitgenössische Münzen, Banknoten und Medaillen, Listen der Stadträte und der Baumeister sowie Botschaften aus dem Jahr 1758 in lateinischer, ungarischer und deutscher Sprache. Wo waren damals slowakische Sprache und Staatlichkeit?
Die Kapsel wird nach der aufwändigen Restaurierung wieder im Kopf der Statue plaziert, ergänzt mit heutigen Gegenständen und Dokumenten. Ein Pressburger Verein, der um die Bewahrung der ungarischen Traditionen der Stadt kämpft, möchte erreichen, dass sich unter letzteren auch solche auf Ungarisch befinden.
Das Michaelertor beherbergt übrigens eine sehr niveauvolle Waffensammlung und bietet vom Rundgang aus einen wunderbaren Blick auf die Altstadt. Sobald sie nach der Restaurierung wieder eröffnet wird, ist eine Fortsetzung des früheren Besucherstroms zu erwarten.
Original: Benyák Mária - A pozsonyi Mihály-kapu és az időkapszula