Der Sacharow-Preis für 2023
Der Sacharow-Preis für geistige Freiheit 2023 geht an Mahsa Dschina Amini und die iranische Bewegung „Frau, Leben, Freiheit“.
Der nach dem sowjetischen Physiker und Dissidenten Andrei Sacharow benannte, 1988 ins Leben gerufene Sacharow-Preis für geistige Freicheit wird jedes Jahr vom Europäischen Parlament an Einzelpersonen und Organisationen verliehen, die sich für Menschenrechte und Grundfreiheiten starkmachen.
Im November 2023 verabschiedete das Parlament eine Entschließung zu den jüngsten Angriffen auf Frauen und auf Menschen, die sich für die Rechte der Frauen einsetzen, sowie der willkürlichen Inhaftierung von Staatsangehörigen der Mitgliedstaaten der Union und forderte, dass eine EU-Taskforce zur Unterstützung von Sacharow- und Nobelpreisträgern eingerichtet wird.
Vertreten wurden die Preisträgerinnen von Saleh Nikbakht, einem Wissenschaftler und Anwalt, der die Familie von Mahsa Dschina Amini vertritt, sowie Afsun Nadschafi und Mersedeh Schahinkar, iranischen Frauenrechtlerinnen, die den Iran 2023 verlassen haben.
Zur Eröffnung der Preisverleihung sagte Präsidentin Metsola: „Der diesjährige Sacharow-Preis für geistige Freiheit, der Mahsa Dschina Amini und der Bewegung ‚Frau, Leben, Freiheit‘ verliehen wurde, ehrt die Tapferkeit und den Widerstand von Frauen, Männern und jungen Menschen im Iran. Trotz wachsendem Druck setzen sie ihren Kampf für Rechte und Veränderungen fort. Das Europäische Parlament steht hinter Euch, hört Euch zu und unterstützt Euren Kampf. Ihr seid nicht allein.“
Im September 2022 war die 22-jährige kurdischstämmige Iranerin Mahsa Dschina Amini in Teheran von der Polizei verhaftet worden, weil sie angeblich gegen die strengen Verschleierungsvorschriften des Iran verstoßen hatte. In der Haft wurde sie körperlich misshandelt und starb drei Tage darauf in einem Teheraner Krankenhaus. Ihr Tod löste landesweit massive, von Frauen angeführte Proteste aus. Unter dem Motto „Frau, Leben, Freiheit“ demonstrierten sie gegen das Gesetz über das obligatorische Tragen des Hidschabs und andere diskriminierende Gesetze.
Auf dem Weg nach Frankreich zur Verleihung des Sacharow-Preises für geistige Freiheit wurden die Eltern und der Bruder von Jina Mahsa Amini am 8. Dezember 2023 am Flughafen Teheran von den iranischen Behörden aufgehalten und ihre Pässe beschlagnahmt. Gegen sie wurde ein Reiseverbot verhängt. Am Samstag forderte Roberta Metsola das iranische Regime auf, seine Entscheidung rückgängig zu machen.
Die Familie wurde in Straßburg von ihrem Anwalt Saleh Nikbakht vertreten, der während der Zeremonie eine Nachricht von Mahsa Dschina Aminis Mutter, Mozhgan Eftekhari, verlas: „Meine Trauer um Dschina ist für mich ewig, und meine Tochter ist für Menschen auf der ganzen Welt unsterblich. Ich glaube fest daran, dass ihr Name neben dem von Jeanne d'Arc als Symbol der Freiheit bestehen bleiben wird. Aus der Heimat der ewigen Dschina übermittle ich Ihnen meine unendliche Dankbarkeit, und die meiner Familie, und ich hoffe, dass Sie standhaft und stolz zu Ihrer Wahl stehen werden. Lassen Sie uns hoffen, dass keine Stimme die Verkündung der Freiheit fürchten wird."