Die Bedeutung der „Kufstein-Konferenz“ für Oberpullendorf

Die Bedeutung der „Kufstein-Konferenz“ für Oberpullendorf

Vielleicht ist es nicht verwunderlich, dass Oberpullendorf bereits stark mit der im September fälligen Kavalkade gerechnet hat, wenn anlässlich der „Kufstein-Konferenz“ Hunderte Menschen die mittelburgenländische Bezirkshauptstadt aufsuchen. Es ist ein festlicher Anlass für das Städtchen, zu den Flaggen Österreichs und des Burgenlandes gesellen sich Fahnen der Europäischen Union und Ungarns. Die Menschen sind vielleicht etwas höflicher als sonst, und es wird mehr Ungarisch gesprochen als sonst. Dieses Jahr musste das Treffen aus finanziellen Gründen abgesagt werden. Ernő Kulmann, ehemaliger Bürgermeister, kommentiert dies so:

  Bekanntlich ist Oberpullendorf neben Oberwart (Felsőőr), Unterwart (Alsóőr) und Wart (Őrisziget) eine der ungarischen Sprachinseln des Burgenlandes. Als Bürgermeister von Oberpullendorf war mein Augenmerk seit der Grenzöffnung 1989 aus historischen Gründen stets auf die Pflege und Förderung der kulturellen und wirtschaftlichen Beziehungen, insbesondere zu Kőszeg (Güns), Szombathely (Steinamanger), Kapuvár (Kapuvar) und vor allem Győr (Raab) gerichtet.

  1996 lernte ich bei einem verbandsübergreifenden Treffen Ernő Deák kennen, der im Laufe des Gesprächs verriet, dass die 1990 vom Zentralverband der ungarischen Vereine und Organisationen in Österreich initiierte „Kufstein-Konferenz“, die zuerst in der Burg Kufstein, dann in Innsbruck und zulletzt in Esenstadt (Kismarton) abgehalten worden war, aktuell keinen Veranstaltungsort hatte. „Dann kommt zu uns“, bot ich ihm spontan an. Ich legte den Plan dem Stadtrat vor, der einstimmig beschloss, dass die Stadt Oberpulllendorf der Veranstaltung für die Zukunft einen Platz sichern werde. Wir waren uns bewusst, dass diese Entscheidung mit Unterstützungen (Ausgaben) seitens der Stadt verbunden sein würde. Aufgrund dieser Vereinbarung findet seit 1996 alle zwei Jahre die „Kufstein-Konferenz“ in Oberpullendorf statt und heißt seither „Oberpullendorfer Kufstein-Konferenz“.
Der Ungarische Kulturverein Mittelburgenland hat sich seit seiner Gründung im Jahr 2003 sowohl personell als auch finanziell an der Organisation des Treffens beteiligt. Lobenswert ist, dass auch einheimische Künstler und der Chor des örtlichen Kulturvereins zum Samstagabendprogramm beigetragen haben. Vereinsmitglieder sorgten für die Bewirtung der Gäste im Gemeindehaus. Die Beziehungen zwischen dem Zentralverband und dem Ungarischen Kulturverein Mittelburgenland haben sich so weit vertieft, dass letzterer Mitglied des Zentralverbandes geworden ist.
   Mangels der notwendigen finanziellen Unterstützung hat der Zentralverband darauf verzichtet, das diesjährige Treffen zu organisieren. Die Stadt Oberpullendorf bedauert dies in vielerlei Hinsicht. Zum einen, weil die Stadt die wirksame nationale und internationale verliert. Zum anderen war die Bewirtung und Verpflegung von mehr als 300 Gästen, unter ihnen auch solche aus Übersee, eine erfreuliche Einnahmequelle für viele Hotels und Restaurants wie auch für Geschäfte.

  Auch wenn die „Kufstein-Konferenz“ in diesem Jahr wegen fehlender Unterstützungen ausfallen musste, hoffe ich, dass dies ein Einzelfall bleibt. Die ungarische Minderheit, die am meisten vom Aussterben bedroht ist, braucht die volle Unterstützung sowohl des Mutterlandes als auch der zuständigen österreichischen Institutionen.

Ernő Kulmann