Explosionsgefahr in der Pufferzone
Belarus vulgo Weißrussland ist jener heutige Staat, der einst mit Litauen und der Ukraine vom Baltischen bis zum Schwarzen Meer die westliche „Pufferzone“ der Sowjetunion bildete. Ob er 1956 zur Niederschlagung des ungarischen Volksaufstandes rüstete, 1968 die Vereisung des „Prager Frühlings“ vorbereitete oder 1981 das Abwürgen der polnischen „Solidarnosc“-Bewegung plante – stets benutzte der Kreml das Gebiet dieser drei Sowjetrepubliken.
Auch jetzt wäre etwas Ähnliches in Gang. Inzwischen bildet aber Litauen gemeinsam mit Lettland und Estland das unabhängige, der EU zugehörige Baltikum, und auch die Ukraine ist mit einigen Jahren Verspätung ihre russenfreundliche Führung losgeworden. Also konzentriert sich Kreml-Chef Wladimir Putin umso mehr auf den völlig unberechenbaren weißrussischen Diktator Aleksandar Lukaschenka, den er nicht nur „mein bester Verbündeter“ nennt, sondern Anfang November auch in einen Staatenbund eingewoben hat. Die bela-russische Zusammenarbeit sieht neben militärischen Gütern wie Flugzeugen, Hubschraubern und Luftabwehrraketen sogar die völlige wirtschaftliche Integration vor.
Es ist nicht bekannt, ob Lukaschenka seinen Plan, massenweise Migranten aus dem Nahen Osten zu importieren und an die Grenzen der ihm unfreundlich gesinnten Nachbarstaaten zu schicken, auf russische Einflüsterung verwirklicht hat. Jedenfalls ist es Putin „nicht gelungen“, ihm diese wahnsinnige Unmenschlichkeit auszureden. Ende November waren nicht nur Polen und die Ukraine damit beschäftigt, die Durchbruchsversuche von sieben- bis achttausend arabischen Migranten zu verhindern.
Aktualisierung: Bis Jahresende schickte Lukaschenka vier- bis fünftausend der von ihm importierten „Gäste“ wieder in ihre Heimatländer zurück. Nach Weihnachten blieben die Angriffe auf die Grenzen der Nachbarn aus.
Damit ist aber nur einer jener Brandherde gelöscht, von denen der polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki bei einem Gipfeltreffen der Visegrád-Gruppe in Budapest gesprochen hatte: „Die Europäische Union ist von Osten her mit ernsthaften Sicherheitsbedrohungen konfrontiert.“ Zu diesen zählte er auch die Kriegsgefahr zwischen Russland und der Ukraine sowie das explosionsartige Steigen der Gaspreise. „All dies hat aus der Nähe betrachtet ein- und dieselbe Quelle“: Moskau.
Aktualisierung: Inzwischen „spielt“ Putin damit, zehntausende Soldaten an die Grenze zur Ukraine zu entsenden und dann einen Teil wieder abzuziehen, und lässt erklären, dass er „nur“ auf Bedrohungen durch die NATO reagiere. Schließlich empfängt er Lukaschenka im Kreml, der um atombestückte Flugzeuge bittet…
Der polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki ist davon überzeugt, dass von Weißrussland nach der Migrantenaktion „etwas viel Schlimmeres“ zu erwarten sei. Das ist leider nicht schwer vorstellbar.
Original: Martos Péter – Robbanásveszély az ütközőövezetben