Nóra Szabó
Wir erinnern uns an Nóra Szabó (geb. Eleonora KISS, 28. März 1939 – 8. September 2023), die uns im vergangenen September verlassen hat und im März 85 Jahre alt geworden wäre.
Sie absolvierte eine Ausbildung als Keramikerin in Budapest und emigrierte nach der Revolution von 1956 mit ihrer Familie über Österreich in die Vereinigten Staaten. Sie studierte Keramik an der Syracuse University und machte später den Abschluss im Fach Malerei.
Zunächst malte sie figurative Bilder mit einer lockeren, aquarellähnlichen Technik, aber die Werke wurden immer aufgelöster und vereinfachten sich zu Farbflecken. Als Stipendiatin im italienischen Florenz bzw. während mehrerer Aufenthalte in Venedig sammelte sie alte, abgelöste, hängende Plakatfetzen. Aus diesen fertigte sie hervorragende Collage-Serien.
Während mehrerer Fernostreisen faszinierte sie das Geheimnis der chinesischen und japanischen Schriftzeichen. Sie näherte sich diesem Thema auf vielfältige Weise und arbeitete es auf. Die verborgenen Botschaften hinter den Schriftzeichen beschäftigten sie. Dabei experimentierte sie mit mehreren Schichten von Schrift, Malerei, Kreide, Überschreibung und Überlappung. Mit Klebebändern schuf sie Schriftzüge, überlagerte
geheimnisvolle, großformatige Gemälde von ewiger Schönheit.
Krisztina Szipőcs kommentierte dies bei der Eröffnung einer ihrer Ausstellungen (Budapest Galeria 1989) so: „Auf ihren Bildern schichtet sie die buchstabenartigen Formen aufeinander, als würde sie ein Tagebuch schreiben – als würde sie in einem Werk die handgeschriebenen Notizen ihrer Erlebnisse, der physischen und mentalen Reisen vor uns ausbreiten. Gleichzeitig repräsentieren die geschichteten, geklebten, gemalten Oberflächen eine Art handwerklich-feminine Attitüde: Als wären sie gewebte, bedruckte, genähte Wandteppiche..."
Als aktive Ausstellerin nahm sie in Österreich, Italien, Ungarn und den USA sowohl an Kollektiv- als auch in Einzelausstellungen teil. Ihre Werke finden sich in vielen privaten und öffentlichen Sammlungen.
Márta Vető
Original: Márta Vető: „Jelen számunk képei“